Sherry vom Feinsten: die Bodega Fernando de Castilla (2024)

Im Jahr 1972 rief die Familie Andrada-Vanderwilde die Marke Fernando de Castilla ins Leben. Sie übernahmen damals eine Kellerei in Jerez, deren Wurzeln bis ins 19. Jahrhundert zurückgingen. Anfangs konzentrierten sich die Eigentümer auf die Herstellung von Brandy, womit sie sich rasch einen internationalen Namen erwarben. Im Jahr 1999 wurde die Bodega vom Norweger Jan Pettersen übernommen, der zuvor beim Traditionsunternehmen Osborne tätig war. Unter seiner Ägide hat sich die vergleichsweise junge Kellerei Fernando de Castilla zu einem der angesehensten Sherry-Häuser entwickelt.

Das Portfolio von Fernando de Castilla steht auf zwei Säulen: das wäre zum einen die Classic-Linie und zum anderen die Antique-Linie. Die Classic-Sherrys sind, wie der Name schon sagt, klassisch gehalten. Sie decken die grundlegenden Sherry-Stile Fino, Amontillado, Oloroso, Cream und PX ab und sind wie aus dem Lehrbuch für ihre Art.Der Ruf des Hauses beruht jedoch auf der Antique-Serie, also jene Sherrys, die einer längeren Reifung im Keller von teils über 30 Jahren unterzogen werden, was zu Sherrys von großer Komplexität und Tiefe führt.

Sherry vom Feinsten: die Bodega Fernando de Castilla (1)

Bevor wir auf einige dieser hochklassigen Sherrys eingehen, macht es Sinn, das Gebiet und seine Weine in Grundzügen zu erklären. Schließlich handelt es sich um besondere Stile, die vielen Konsumenten nicht geläufig sind. Im Folgenden gehen wir auf wichtige Merkmale von Sherry und einige relevante brandaktuelle Neuerungen ein.

Das Sherry-Gebiet und eine wichtige Neuerung

Die Sherry-Region liegt im Südwesten Spaniens, in der Provinz Cádiz in Andalusien. Die genaue Lage der DO wird als „Marco de Jerez“ bezeichnet. Ursprünglich war die Marco de Jerez das sogenannte „Sherry-Dreieck“. Es handelt sich um ein geografisches Dreieck, das die Städte Jerez de la Frontera, El Puerto de Santa María und Sanlúcar de Barrameda bilden.

Nun zur Änderung: 2022 hat der Kontrollrat der DO Jerez-Xérèz-Sherry die Erweiterung des Gebiets um die Orte Trebujena, Lebrija, Chipiona, Rota, Chiclana und Puerto Real beschlossen. Diese Dörfer lagen zwar schon immer innerhalb der Weinbauzone von Sherry, die Lagerung und Reifung der Weine war aber nur in Jerez de la Frontera, El Puerto de Santa María und Sanlúcar de Barrameda erlaubt. Diese Vorschrift ist nun passé, und Sherry darf nun in allen Orten des Anbaugebiets hergestellt werden.

Die Herstellung von Sherry

Es gibt süße Sherrys, die aus den Weißweintrauben PX und Moscatel erzeugt werden. Die Mehrheit der Sherrys ist aber trocken. Sie werden aus der weißen Rebsorte Palomino Fino gewonnen, und es gibt diesbezüglich zwei grundlegende Stile:

Biologische Reifung
„Biologisch“ bedeutet, dass die Reifung der Weine unter einer bestimmten Florhefe erfolgt, die sich in der Marco de Jerez auf natürliche Art entwickelt. Die Florhefe schwimmt auf der Oberfläche der Weine in den Fässern. Sie bildet eine Schutzschicht, die den Wein vom Sauerstoff isoliert. Außerdem verbraucht die Florhefe Glycerin, was dazu beiträgt, dass die Textur der Sherrys leichter und schlanker wird. Die Florhefe produziert auch Acetaldehyd, was sich im Aromaprofil bemerkbar macht.

Oxidativer Ausbau
„Oxidativ“ bedeutet, dass die Weine in den zu 4/5 gefüllten Sherry-Fässern ohne den Schutz der Florhefe und unter Luftkontakt reifen. Die Weine werden dafür auf etwa 17% Alkoholgehalt aufgespritet, das sind Bedingungen, unter denen Florhefe nicht existieren kann. Eine oxidative Reifung führt zu einem ganz anderen Aromenprofil, das weiter unten beschrieben wird.

Neben den zwei grundlegenden Ausbau- bzw. Reifungsarten sollte man noch einen dritten Begriff kennen:

Solera-System
Solera nennt sich ein System der Weinreifung, das im späten 18. Jahrhundert im Sherry-Gebiet entwickelt wurde. Bei einem Solera findet ein ständiger Verschnitt von jüngeren und älteren Jahrgängen statt. Das Ziel besteht darin, bei den Weinen einerseits Konstanz, andererseits Komplexität zu erhalten. Die Reifung der Sherrys in einem Solera erfolgt in einer großen Anzahl von Fässern, die in der Regel in drei Reihen übereinander angeordnet sind. Aus der untersten Fassreihe wird stets der Sherry entnommen und abgefüllt. Was entnommen wurde, wird mit Wein aus der darüber liegenden Fassreihe wieder aufgefüllt.

Wichtig in Bezug auf Solera ist: Wenn man beispielsweise von einem 30 Jahre alten Sherry spricht, dann bezieht sich diese Jahresangabe auf das Durchschnittsalter des Weins, denn in einem Solera werden wie gesagt verschiedene Jahrgänge verschnitten. In einem 30 Jahre alten Sherry sind demnach Anteile von deutlich älteren Jahrgängen enthalten.

Sherrys von Fernando de Castilla

Nach diesem etwas längeren Exkurs in die Welt des Sherry kommen wir zurück zur Bodega Fernando de Castilla. In der Classic-Linie lassen sich die Merkmale der beiden grundlegenden Weinstile Fino (biologisch) und Oloroso (oxidativ) bei hoher Qualität sehr schön erkennen.

Der Classic Fino hat eine insgesamt sehr schöne Balance und steht exemplarisch für diesen Stil: Er hat eine strohgelbe Färbung, fühlt sich im Mund knochentrocken an und hat einen schlanken Körper. Die Aromatik ist von Mandeln und zerquetschten Äpfeln bestimmt und er besitzt einen zartbitteren, dezent salzigen Abgang.

(PS: Manzanilla ist quasi das Synonym von Fino. So heißt dieser Stil im Ort Sanlúcar de Barrameda. Ein Manzanilla hat praktisch die selben Eigenschaften wie ein Fino, fällt häufig aber etwas salziger in der Aromatik aus.)

Auch der Classic Oloroso ist ein Paradebeispiel für seine Gattung: Dieser Sherry ist bernstein- bis mahagonifarben und hat einen vollen Körper. Die Aromatik, die vom oxidativen Ausbau resultiert, ist geprägt von Walnuss, einem Hauch von Röstaromen und Gewürzen. Insgesamt ist das wuchtiger und komplexer als etwa beim Fino.

Sherry vom Feinsten: die Bodega Fernando de Castilla (3)

Es gibt zudem Mischstile, die zuerst eine biologische Reifung erfahren und im zweiten Schritt oxidativ reifen. Und diese schauen wir uns in der super-hochwertigen Antique-Linie an, deren Weine auf ein hohes Durchschnittsalter kommen.

Über 20 Jahre hat der Antique Amontillado: Er ist bernsteinfarben, hat einen mittleren Körper und eine polierte Textur. Eine gewisse Schärfe zieht sich durch den Mund, wie sie für Amontillado sehr typisch ist. Sie ist aber nicht unangenehm, sondern wärmend und anregend. Haselnuss und etwas Tabak sind die bestimmenden Aromen. Vor allem aber besticht der Antique Amontillado durch seine enorme Konzentration und Intensität bei gleichzeitiger Harmonie.

Auf ein Alter von 30 Jahren kommt der Antique Palo Cortado: Er verfügt über nussige Aromen, ist würzig und mit feiner Bitterkeit ausgestattet. Die Säure und Frische sind fabelhaft. Im Vergleich zum Amontillado hat er etwas mehr Körper und ein Tick weniger Schärfe. In Sachen Konzentration und Intensität steht er ihm in nichts nach. Das ist großes Sherry-Kino von Fernando de Castilla.

Sherry vom Feinsten: die Bodega Fernando de Castilla (4)

Dies waren nur einige Sherrys von Fernando de Castilla. Die Classic- und Antique-Linie enthalten ebenfalls die süßen Stile Cream und PX. Man sollte sie alle einmal probiert haben. Bei dieser Sherry-Kellerei liegt man stets richtig.

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